Das Fortpflanzungssystem

Die Pubertät ist die Zeit zwischen der Kindheit und dem Erwachsensein. In dieser Zeit verändert sich nicht nur dein Körper stark.

Auch deine Interessen, Gefühle, Freundschaften und die Beziehung zu deinen Eltern können sich verändern. Das ist völlig normal in der Pubertät, denn du suchst einen Weg aus dem Kindsein in die Erwachsenenwelt. Du beginnst, deinen eigenen Lebensweg zu fnden. Das ist sowohl für dich als auch für deine Eltern manchmal schwierig. Wichtig dabei ist nur, dass du auch mit deiner Familie und deinen Freundinnen, Freunden über diese Veränderungen sprechen kannst und sollst.

Bei Mädchen setzt die Menstruation ein, bei Buben kommt es zum Samenerguss. Als Samenerguss oder Ejakulation wird der Flüssigkeitserguss während des sexuellen Höhepunktes(=Orgasmus) bezeichnet. Das Ejakulat enthält männliche Samenzellen und Drüsenflüssigkeiten.

Die weiblichen Geschlechtsorgane liegen hauptsächlich im Körperinneren. Die großen und kleinen Schamlippen bedecken den Scheideneingang. Zwischen den Schamlippen liegt der Kitzler (die Klitoris), der auf Berührung empfndlich reagiert. Die Scheide (Vagina) selbst ist ein Schlauch, der sehr muskulös ist. Dahinter liegt die Gebärmutter. Sie ist ebenfalls ein Muskel, der hohl und mit einer Schleimhaut ausgekleidet ist. Der untere Teil der Gebärmutter ist der Gebärmutterhals. Der Eingang zum Gebärmutterhals heißt Gebärmuttermund. Bei der Geburt eines Babys öffnet er sich. Die beiden Eierstöcke sind die weiblichen Keimdrüsen. In ihnen reift einmal im Monat eine Eizelle, die durch einen der beiden Eileiter zur Gebärmutter transportiert.

Zu den männlichen Geschlechtsorganen gehören der Penis und der Hodensack, in dem sich zwei Hoden befinden. Das sind die männlichen Keimdrüsen. In den Hoden werden Samenzellen (Spermien) gebildet. Reife Spermien werden in den Nebenhoden gespeichert und gelangen über die Samenleiter in die Harn-Samen-Röhre. Die Prostata (Vorsteherdrüse) und die Bläschendrüsen erzeugen die Samenflüssigkeit, in der sich die Spermien fortbewegen. Die Harn-Samen-Röhre befindet sich im Penis und endet an der Spitze des Penis, der Eichel. Die empfindliche Eichel wird durch die Vorhaut geschützt.

Im Penis befinden sich drei Schwellkörper, die sich bei sexueller Erregung mit Blut füllen und dadurch größer und fester werden. Der Penis versteift sich.

Ein sehr wichtiges Ereignis in der Pubertät beim Mädchen ist die erste Regelblutung. Dieser Vorgang wiederholt sich danach etwa ein Mal im Monat. Was passiert dabei im Körper eines Mädchens? Wenn die Eizelle nicht befruchtet wird, stirbt sie ab und die Gebärmutterschleimhaut löst sich von der Gebärmutterwand ab. Sie wird durch die Scheide ausgeschieden. Diesen Vorgang nennt man Regelblutung oder Menstruation.

Die Menstruation dauert etwa 3 – 6 Tage. Das ist von Frau zu Frau verschieden. Manche Mädchen empfnden Regelschmerzen, weil sich die Gebärmuttermuskulatur krampfartig zusammenzieht. Dagegen hilft oft schon eine Wärmeflasche, die man sich auf den Unterleib legen kann. Auch Bewegung tut manchen Mädchen gut.

Um die abgelöste Gebärmutterschleimhaut aufzufangen, kann man entweder Binden direkt in den Slip einlegen oder Tampons verwenden. Tampons werden in die Scheidenöffnung geschoben und durch das Rückholfädchen wieder entfernt. Sowohl Binden als auch Tampons müssen regelmäßig gewechselt werden. Periodenunterwäsche ist sehr saugfähig und waschbar. Daher bietet sie eine umweltfreundlichere Möglichkeit zu Binden oder Tampons.

Bevor eine Frau schwanger werden kann, hat sie Geschlechtsverkehr (Sex) mit einem Mann. Wir Menschen haben aber die Sexualität nicht nur um Kinder zu bekommen. Sie ist auch Ausdruck von Liebe, Vertrautheit und Zärtlichkeit zwischen zwei Partnern. Wenn Mann und Frau sich lieben, wollen sie einander auch körperlich nah sein und sich berühren. Es kann es zu einer sexuellen Erregung von beiden kommen.

Dabei wird der Schwellkörper des Penis mit Blut gefüllt und er schwillt an. Es kommt zu einer Versteifung des Penis. Das nennt man auch Erektion.

Bei der Frau vergrößern sich die Vulvalippen und der Kitzler. Die Scheide wird feucht, damit der Penis leichter in die Scheide gleiten kann. Frau und Mann können beim Geschlechtsverkehr durch Bewegung zum sexuellen Höhepunkt (Orgasmus) gelangen. Dabei gibt der Mann Spermien direkt in die Scheide der Frau ab.

Im Körper der Frau können Spermien ein paar Tage leben und sie machen sich auf den Weg Richtung Gebärmutter und Eileiter der Frau. Trifft ein Spermium im Eileiter auf eine Eizelle, kann es zur Befruchtung kommen. Unter der Befruchtung versteht man das Verschmelzen von Eizelle und Spermium zu einer neuen Zelle (Zygote). Diese beginnt sich zu teilen und nistet sich etwa nach 5 bis 7 Tagen als vielzellige Kugel in der Gebärmutterschleimhaut ein. Ab diesem Zeitpunkt spricht man von Schwangerschaft.

Wenn eine Eizelle befruchtet ist, beginnt sie sich zu teilen, sodass immer mehr Zellen entstehen. Dieses Zellhäufchen wird in etwa 40 Schwangerschaftswochen im Mutterleib zu einem Baby heranwachsen. Es kommt zur Geburt.

Haben Mann und Frau Geschlechtsverkehr, kann eine Frau schwanger werden. Ein Kind zu bekommen ist eine Entscheidung, die beide Elternteile miteinander ganz bewusst treffen sollten. Eine Familie zu gründen ist eine wunderbare Entscheidung. Trotzdem verlangt sie viel Verantwortung.

Wenn ein Paar dazu noch nicht bereit ist, gibt es Methoden eine Schwangerschaft zu verhindern. Das nennt man Verhütung. Die beiden bekanntesten Mittel sind das Kondom und die Pille.

Das Kondom besteht aus Gummi und wird vorsichtig über den steifen Penis gezogen. Die Samenflüssigkeit bleibt im Kondom und die Spermien gelangen daher nicht in die Scheide der Frau. Das Kondom schützt auch vor Geschlechtskrankheiten. So nennt man Krankheiten, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden können.

Die Pille ist eine Hormontablette , die den Eisprung verhindert. Mädchen oder Frauen können sie von der Gynäkologin, vom Gynäkologen (Frauenärztin/-arzt) verschrieben bekommen. Eine gynäkologische Untersuchung davor ist sehr wichtig. Die Pille muss täglich eingenommen werden. Sie schützt vor ungewollter Schwangerschaft, jedoch nicht vor Krankheiten, die beim Geschlechtsverkeht übertragen werden können.

Unter Sexualität wird nicht nur Geschlechtsverkehr verstanden, sondern z. B. auch der Wunsch nach Nähe, Zärtlichkeit und Lust. Sexualität zählt zu den menschlichen Grundbedürfnissen, wie essen, trinken und schlafen. Für manche Menschen hat Sexualität einen hohen Stellenwert, für andere ist Sexualität nicht so wichtig. Einige Menschen verzichten eine Zeit lang oder für immer auf Sexualität: entweder aus eigener Überzeugung oder weil es Teil ihrer Kultur (= Gesamtheit des vom Menschen Geschaffenen, wesentliche Teile seiner Lebenswelt) oder Religion ist. So sehen einige Glaubensrichtungen Sexualität als eine Gabe Gottes an.

In einigen Religionen wird Sexualität vor der Ehe abgelehnt. Früher war es in den meisten Kulturen üblich, mit dem Sex bis zur Ehe zu warten. Auch heute möchten manche ihr„erstes Mal“ erst nach der Hochzeit erleben, gemeinsam mit ihrer Ehepartnerin oder ihrem Ehepartner und als ganz besonderes Zeichen ihrer Liebe.

Viele Menschen machen auch Sex für sich allein. Das nennt man Masturbation (Selbstbefriedigung). Menschen nutzen sie, um den eigenen Körper besser kennenzulernen und ihre sexuellen Bedürfnisse unabhängig von anderen befriedigen zu können.

Es gibt auch Menschen, die mögen Sex lieber mit dem gleichen Geschlecht, also eine Frau mit einer Frau (lesbisch) oder ein Mann mit einem Mann (schwul). Man nennt das Homosexualität. Dabei kann es zu keinem Geschlechtsverkehr kommen wie zwischen Mann und Frau, aber einen Orgasmus können beide trotzdem erreichen. Manche Menschen fühlen sich auch zu beiden Geschlechtern hingezogen. Man spricht dann von Bisexualität.

Im Grunde genommen ist erlaubt, was einem Menschen gefällt. Grenzen setzt hier das Gesetz:

Kein Mensch darf zum Sex gezwungen werden. Auch Sex zwischen Erwachsenen und Kindern ist verboten.

Du bestimmst selbst, wer deinen Körper wann und wie berühren darf. Leider kommt es manchmal vor, dass Erwachsene das Vertrauen von Kindern missbrauchen. Sexueller Missbrauch beginnt schon bei körperlicher Nähe, die du als sehr unangenehm empfindest. Trau dich, NEIN zu sagen!

Hole dir sofort Hilfe bei Erwachsenen, denen du vertraust. Wenn du niemanden findest, wende dich an öffentliche Stellen, die dir sofort weiterhelfen können. Vergiss niemals: Missbrauch ist immer die Schuld des Täters!

Hier einige wichtige Adressen und Telefonnummern:

• MÖWE – Kinderschutzzentrum

  Tel.: 01/532 15 15
  ksz-wien@die-moewe.at
  https://www.die-moewe.at

  Börsegasse 9/1
  1010 Wien

• Rat auf Draht

  Tel.: 147
  sozialinfo@fsw.at
  https://www.rataufdraht.at

  Bietet neben Telefonberatung Onlineberatung und Onlinechat an.

• Kindernothilfe Österreich

  Tel.: 01/ 513 93 30
  info@kindernothilfe.at
  https://www.kindernothilfe.at

  Dorotheergasse 18
  1010 Wien

• Kindernotruf

  Tel.: 02622/26 222
  kindernotruf@kindernotruf.at
  https://www.infoservice.sozialministerium.at/detail/kindernotruf

  österreichweit rund um die Uhr kostenlos erreichbar