Angebote aus Darstellungen hinterfragen
Als die großen Religionen mehr Einfluss bekamen, kam es auch zu Religionskriegen. Das sind Kriege, die im Namen einer Religion geführt werden. In Religionskriegen wird die Religion auch missbraucht, um andere Ziele zu verfolgen (z. B. Eroberungen).
Es ist sehr wichtig, Quellen und Darstellungen kritisch zu hinterfragen. Das bedeutet, herauszufinden, mit welcher Absicht der Text geschrieben wurde. Dann kann man sich eine eigene Meinung dazu bilden. Diesem Ziel kommt man näher, wenn man bestimmte Fragen stellt:
- Wer spricht oder schreibt?
- Welche Ziele oder Absichten hat die Autorin oder der Autor anscheinend? (Vgl. Quelle, Beginn des 2. Absatzes)
- Welche Ziele oder Absichten könnte sie oder er noch haben? (Vgl. Quelle, 2. Absatz, 4. Satz)
- Mit welchen Argumenten möchte sie oder er überzeugen?
Die Kreuzzugsrede Papst Urbans II. (1095)
Franken und Männer von jenseits der Berge, Auserwählte Gottes, ihr seid es, denen unsere Rede gilt.Verstörende Nachrichten haben uns aus Jerusalem und Konstantinopel erreicht. Die Perser, ein fremdes, von Gott verlassenes Volk, sind in die Länder der dortigen Christen eingefallen und haben sie durch Gewalt, durch Plündern und Brandstiftung entvölkert. Sie haben einige Christen in ihre Länder entführt und dort getötet, sie haben Kirchen verwüstet und Altäre umgeworfen. (…)
Wer sollte die Aufgabe übernehmen, Rache zu nehmen, wenn nicht ihr? Euch hat Gott über allen anderen Völkern Ruhm, Geist und Stärke gegeben. (…) Jerusalem ist das Zentrum der Welt. Es ist ein Land, fruchtbarer als andere, beinahe ein irdisches Paradies. Doch diese königliche Stadt ist nun erobert von ihren Feinden, versklavt von jenen, die nichts über Gott wissen. Sie braucht euch, die Gott mit solchem Kriegsruhm ausgestattet hat. So macht euch auf den Weg, um die Vergebung eurer Sünden zu erlangen (…).
Robert von Reims, Historia Iherosolimitana (Kreuzzugschronik), Buch 1, 1. Vereinfacht und gekürzt.
Beantworte die Fragen aus der zweiten Basisinfo mithilfe des Quellentextes.
Wer spricht oder schreibt?
Welche Ziele oder Absichten hat die Autorin oder der Autor anscheinend?
Welche Ziele oder Absichten könnte sie oder er noch haben?
Mit welchen Argumenten möchte sie oder er überzeugen?
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Hast du schon einmal darüber nachgedacht, welche Absichten der YouTuber verfolgen könnte?
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Fragen aus der zweiten Basisinfo:
Wer spricht oder schreibt?
Welche Ziele oder Absichten hat die Autorin oder der Autor anscheinend?
Welche Ziele oder Absichten könnte sie oder er noch haben?
Mit welchen Argumenten möchte sie oder er überzeugen?
Nach dieser Rede machten sich tausende Ritter auf den Weg, um Jerusalem zu erobern. Man nennt dieses Ereignis den Ersten Kreuzzug (1096 – 1099). Auf den Ersten Kreuzzug folgten in den nächsten zwei Jahrhunderten noch viele weitere Kreuzzüge.
Kritisches Hinterfragen und Vergleichen
Jerusalem wurde bereits im 7. Jahrhundert von arabischen Truppen erobert. Die muslimischen Eroberer ließen viele christliche Kirchen stehen. Sie erlaubten es Christinnen und Christen aus anderen Ländern meistens auch, die Wallfahrtsorte in Jerusalem zu besuchen.
Im 11. Jahrhundert drangen Seldschuken, ein islamisches Reitervolk, in die Gebiete um Jerusalem vor. Dabei bekämpften sie sowohl die arabischen als auch die christlichen Machthaber in der Region. Auf ihrem Vormarsch plünderten sie Kirchen. Außerdem verboten sie christlichen Pilgern, nach Jerusalem zu reisen.
Vergleiche den Text in der Vertiefung mit der Kreuzzugsrede weiter oben.
Welche Tatsachen gibt Papst Urban II. nicht genau wieder? Je mehr Informationen man über ein Ereignis hat, desto besser kann man kritische Fragen stellen.
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Begründe, warum Papst Urban II. die Araber und Seldschuken mit den „Persern“, einem anderen Volk aus dem Orient, gleichsetzt.
Papst Johannes Paul II. entschuldigt sich für Gewalt im Namen der katholischen Religion (2000)
Wir sind zutiefst betrübt über das Verhalten aller, die im Laufe der Geschichte deine Söhne und Töchter leiden ließen. Wir bitten um Verzeihung und wollen uns dafür einsetzen, dass echte Brüderlichkeit herrsche (…). (O)ft haben die Christen das Evangelium verleugnet und der Logik der Gewalt nachgegeben. Die Rechte von Stämmen und Völkern haben sie verletzt, deren Kulturen und religiöse Traditionen verachtet.
https://www.dbk.de/nc/presse/aktuelles/meldung/vergebungsbitte-von-papst-johannes-paul-ii/detail/ (26.2.2019). Gekürzt.
Hier kannst du die vollständige Rede lesen:
Deutsche Bischofskonferenz
Vergebungsbitte von Papst Johannes Paul II.
Allgemeines Gebet, Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte beim Pontifikalgottesdienst am 12.03.2000 in St. Peter in Rom
https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/vergebungsbitte-von-papst-johannes-paul-ii/
Vergleiche die Kreuzzugsrede Papst Urbans II. von 1095 mit der Entschuldigung Papst Johannes Pauls II. aus dem Jahr 2000.
Beurteile die beiden Texte und bilde dir eine eigene Meinung. Welche Haltung hältst du für sinnvoller für die Zukunft? Begründe deine Meinung.
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In Religionskriegen wird oft brutal gekämpft. Unten findest du einen Zeitzeugenbericht von der Eroberung Jerusalems im Ersten Kreuzzug.
Die Eroberung Jerusalems
In Religionskriegen wird oft brutal gekämpft. Unten findest du einen Zeitzeugenbericht von der Eroberung Jerusalems im Ersten Kreuzzug.
Nicht lange danach drangen die Franken siegreich in die Stadt ein. Es war der Tag (…) an dem Christus die ganze Welt am Kreuz erlöst hat. Beim Klang der Trompeten drangen die Franken vor und riefen dabei: „Gott, hilf uns!“ Die Heiden wurden erschrocken und wandten sich zu einer kopflosen Flucht durch die engen Gassen der Stadt. Je schneller sie flohen, desto energischer wurden sie verfolgt. (…)
Viele von den Sarazenen, die sich auf den Tempel flüchteten, wurden mit Pfeilen beschossen und fielen kopfüber vom Dach. Beinahe zehntausend wurden im Tempel getötet. Wenn du dort gewesen wärest, deine Füße wären bis zu den Knöcheln im Blut gestanden. Was soll ich sagen? Niemand wurde verschont. (…)
Nach diesem Massaker gingen die Franken in die Häuser der Bürger und nahmen alles an sich, was sie fanden. Wer zuerst ein Haus betrat, egal ob reich oder arm, dem gehörte das Haus. Darauf hatte man sich geeinigt. Dadurch wurden viele arme Leute reich. (…)
H. Hagenmeyer (Hg.), Fulcher Carnotensis, Historia Hierosolymitana, Heidelberg 1913, Buch 1, Kapitel 27–29. https://archive.org/stream/historiahierosol00foucuoft/historiahierosol00foucuoft_djvu.txt (21.3.2019)
Hier kannst du dir das vollständige Buch zum Quelltext ansehen:
Internet Archive
Historia Hierosolymitana, 1095-1127; mit Erläuterungen und einem Anhange, hrsg. von Heinrich Hagenmeyer : Foucher de Chartres, 1058?-ca. 1127 : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive
At head of title: Fulcheri Carnotensis
https://archive.org/details/historiahierosol00foucuoft
Lies den Quelltext kritisch, wie du es gelernt hast.
Die Fragen helfen dir dabei.
Was berichtet der Zeitzeuge (ein Mönch, der am Kreuzzug teilnahm)? Fasse in Stichworten zusammen.
Lies die ersten beiden Absätze aufmerksam. Warum ergreifen laut dem Bericht die Verteidiger Jerusalems die Flucht?
Aus heutiger Sicht verurteilen wir die Brutalität der Kreuzritter. Welches Gefühl vermittelt der Zeitzeuge? Schämt er sich für das Verhalten der Kreuzritter? Urteilt er?
Warum erwähnt der Zeitzeuge, dass viele Kreuzritter reich wurden? Bedenke, dass zwar Jerusalem erobert wurde. Die Nachbarländer waren aber weiterhin muslimisch.
Ergänze die Tabelle:
Kreuzzug | Beginn und Ende | Ziel |
---|---|---|
1. Kreuzzug | 1096 – 1099 | Jerusalem |
2. Kreuzzug | ||
3. Kreuzzug | ||
4. Kreuzzug | ||
Kinderkreuzzug | 1212 | |
5. Kreuzzug | Jerusalem |
Beschreibe die Karte.
In welchen Erdteilen herrschten Christen und in welchen Muslime vor? Wo entstanden die Kreuzfahrerstaaten? Aus welchen Gegenden hatten die Kreuzfahrer die weiteste Reise vor sich?
Die Flagge Österreichs soll etwas mit dem dritten Kreuzzug zu tun haben.
Recherchiere im Internet, welche Legende es dazu gibt und was der Streit zwischen dem Babenberger Leopold V. „dem Tugendhaften“ und dem englischen König Richard I. „Löwenherz“ zur Folge hatte.
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Merke
Beim Umgang mit historischen Quellen sollte man immer kritisch sein und hinterfragen, welche Absichten verfolgt werden. Es ist auch wichtig, sich anhand von zusätzlichen Informationen eine eigene Meinung zu bilden.